Samstag, 27. Jänner 2007

Neue rote Wege?

Gleichwohl man sich fragen darf, warum ausgerechnet die nach eigenen Angaben lange dauernde Adoleszenz des blauen Naturliebhabers soviel Aufmerksamkeit verdient, reisst die Begeisterung der Medien nicht ab, der Photoskandal will nicht verebben.

Die Zeitung Österreich bringt jedoch nun ein neues Bild ins Spiel, das Strache mit einem Gruß abbilden soll, der in der Neonaziszene verwendet wird. Unklar ist, ob das tatsächlich der Fall ist oder der Beschuldigte lediglich trinkbaren Nachschub beschaffen will. Klar ist, dass es völlig unerheblich ist. Welche erhellende Informationen sollte denn ein solcher Sachverhalt näher bringen? Dass Strache vor 20 Jahren etwa mit derartigem Gedankengut sympathiert hat und möglicherweise immer noch diese Geisteshaltung an den Tag legt? Wer dies überraschend findet hat wohl das politische Geschehen in den letzten Jahren nicht mitverfolgt. Weiters wäre vielmehr der Umstand eine Sensation, dass ein Vorsitzender der FPÖ nicht Verbindungen zu diesem Millieu vorweist als dessen Gegenteil.

Erstaunlich und in höchstem Maß überraschend ist nicht nur die Reaktion der Kanzlerpartei, die sich des öfteren darin übt ihre Standpunkte widersprüchlich und durch mehrere Sprachrohre zu kommunizieren, an sich, sondern vor allem die Geschlossenheit, mit der sie diese formuliert hätte, wäre nicht noch Kritik von Altkanzler Vranitzky nachgereicht worden. Offenbar darf man davon ausgehen, dass die jüngsten Aussagen zu dieser Causa tatsächlich als die Pareteimeinung anzusehen sind und nicht als mehrere zufällig übereinstimmende Einzelmeinungen. Vorerst hat der Kanzler im Wahlkampf eine Kooperation mit der blauen Bewegung auf Bundesebene immer ausgeschlossen, wobei die Gründe, die dafür vorgebracht wurden, nicht schwerer gewogen haben, als der derzeitige Anlass, der nun als nicht mehr sehr relevant angesehen wird, während die ÖVP hier eindeutigere Worte der Distanzierung gefunden hat.

Möglicherweise versucht sich der Regierungschef mehrere Optionen für die nächste Legislaturperiode offen zu halten oder er fürchtet durch einen Wechsel an der blauen Parteispitze könnte die Wiedervereinigung des sogenannten dritten Lagers vollzogen werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass die FPÖ sich in den letzten Jahren selbst stark dezimiert hat und das Wahlergebnis des Oktobers lediglich ein Zeichen der beginnenden Erholung, nicht aber einer erfolgreichen Wahlkampfbewegung auf ihrem Höhepunkt war. Daher ist davon auszugehen, dass sich in naher Zukunft, wenn der Wähler abermals zur Urne schreitet, sehr wohl rechnerisch eine Koalition aus zwei Parteien mit den Blauen in Kombination mit jeweils beiden Volksparteien ausgehen wird. Spätestens dann muss sich der Kanzler eindeutig entschieden haben ob eine konsequente Ablehnung oder Kooperation seiner Bewegung von Nutzen ist.

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