Der Streich des Karawankenbären
Nahezu jeder Ort hat einen, Berlin wurde mit einem brandneuen ausgestattet, Wien fehlt er noch: ein Hauptbahnhof
Selbst kurze Strecken wie die Fahrt von Wiener Neustadt nach St. Pölten werden zur Odysee, da man um den Umstieg nicht umhin kommt, will man ins Umland Wiens oder weiter, aber nicht in der Stadt bleiben.
Der Bahnhof ist immer der erste Eindruck des Reisenden über einen fremden Ort. Das Bild, das die derzeitigen Reisestationen der Hauptstadt bieten ist alles andere als einladend. Davon ausgehend, dass der erste Eindruck der beste ist, suggeriert die Donaumetropole dem ankommenden Gast, dass ihre hervorragendsten Einwohner der Drogenszene angehören. Wahrlich eine Impression, die der Stadt schlicht und einfach unwürdig ist.
Der neue Verkehrsminister als Nachfolger entsprechender BZÖ-Politikter aber ist dem Kärntner Landeshauptmann im Wort, der es rechtzeitig verstanden hat, solange die politische Wetterlage ihm hold gesinnt war, die Realisierung des Koralmtunnels vertraglich abzusichern und die Republik entsprechend zu verpflichten. Die Notwendigkeit dieses Vorhabens, das dem so dringend beöntigten Wiener Zentralbahnhof Konkurrenz macht und ihn aufgrund seiner Zusage unwahrscheinlicher werden lässt, ist freichlich eine zweifelhafte: ein 200.000-Einwohnerbundesland soll schnelleren Zugang zu einer nicht einmal Halbmillionenstadt bekommen. Es wäre allerdings nicht Österreich, würden nicht persönliche Beziehungen entscheidungsrelevanter sein als Bedarfskriterien.